Eine Woche ohne Smartphone und PC

Es war eine Woche, die ich in dieser Art und Weise wohl das letzte Mal in meiner Kindheit erlebt habe. Denn der Leiter unserer Bibelschule kündigte uns an, das wir eine Woche lang keinerlei elektronische Medien nutzen durften. Das hieß im Klartext: weder Smartphone, noch Tablet oder PC. Keinen Fernseher, kein Radio und natürlich auch kein Internet (was sich allerdings zwangsläufig ergab). Keine Musik aus dem iPod. Worauf wir uns da wirklich eingelassen hatten wurde uns allerdings erst im Laufe der Woche bewusst.

Die ersten Stunden

Da bei uns, in der Bibelschule, die Woche am Sonntagabend 20:00Uhr mit dem Sonntagstreff beginnt, begann da auch unsere Medienfreie Woche. Vorher wurden noch schnell die letzten Nachrichten versendet, alle Bekannten außerhalb Österreichs von den Medienfreienwoche informiert und letztendlich das Handy einfach ausgeschaltet. Es fühlte sich merkwürdig an, da ich mein Handy sonst nur ausschalte, wenn es ein Update gibt. Aber da war es aus. Und auf ging’s!

Die erste Herausforderung stellte sich aber schon bei den Gedanken um den nächsten Morgen, da wir feststellten, dass die meisten Teilnehmer (der Bibelschule) sich mit dem Handy wecken lassen. Das ging natürlich nicht. Es sei denn man hatte eine Innere Uhr. Doch einzelne Bibelschüler hatten Wecker dabei, die wir nun auf die Zimmer verteilten. Und das funktionierte tatsächlich irgendwie ganz gut.

Die ersten Tage

Ich war ehrlich erstaunt. Nicht über die Ruhe die man plötzlich hatte, oder weil man sich plötzlich wieder verbindlich verabreden musste (weil Absagen, spontan über WhatsApp ging ja nicht), sondern über die unglaubliche Menge an Zeit die ich plötzlich hatte. Es war erschreckend, weil es doch deutlich machte, wieviel Zeit man sonst am Handy oder dem PC verbracht hatte. Ich begann kleinere Pausen zwischen Mahlzeiten und nächsten Programmpunkten mit guten Gesprächen und Begegnungen zu füllen. Das Mittagstief, nach Unterricht und Essen verbrachte ich nicht mit dem Handy in der Hand, um mich über die News in aller Welt und auf den Sozialen Netzwerken zu informieren, sondern oftmals lesend mit einem Buch in der Hand.

Für Dinge, die man sonst schnell „mal eben“ im Internet nachlas, wurde sich ausgetauscht und diskutiert. Statt am Abend gemeinsam nach stundenlanger Filmsuche einen Film zu schauen, spielten wir Tischtennis oder Kartenspiele.Ich trank jede Menge Tee und nahm mir Zeit richtige Briefe zu schreiben oder einfach mal Abzuschalten und die Ruhe zu genießen. Keinen Druck zu spüren, diese oder jene Nachricht noch zu beantworten.

„Auch wenn Jesus es nicht mit E-Mails, Voice-Mails oder Texten zu tun hatte, wusste er mit Sicherheit, was es bedeutete, wenn viele Menschen gleichzeitig etwas von ihm wollten. Zu jedem x-beliebigen Zeitpunkt des Tages suchten die Menschen Jesus auf. Weil die Beziehung zu seinem Vater seine Priorität war, fand er Wege, dem zu entfliehen. Er war bereit, sich der Reichweite der Menschen zu entziehen, um zu beten und mit dem Vater zu sprechen. Unsere fehlende Nähe zu Gott hat ihre Ursache oft darin, dass wir nicht in der Lage sind, den Stecker zu ziehen und alle modernen Kommunikationsmittel abzuschalten, damit wir allein mit ihm sein können. – In der Verrücktheit der Welt ist ein enormer Aufwand nötig, um einen ruhigen Ort zu finden. Es braucht Zeit, um zur Ruhe zu kommen und das Herz vor Gott zu öffnen. Es bedeutet, dass wir die Musik abstellen müssen, ebenso den Fernseher und das Handy.“ – Francis Chan in „Der unterschätzte Gott“ Seite 82

Resultat

In dieser einen Woche lernte ich neu, was es heißt, ganz bei Gott zu Sein. Ohne etwas Tun zu müssen. Und das einfach, weil ich Zeit hatte. Zeit hatte auf Gott zu hören, in seinem Wort zu lesen und abgeschirmt war von tausenden Informationen, die sonst täglich auf mich einströmten.

Beim Spaziergang hatte plötzlich keiner ein Handy dabei, um Fotos zu machen. Ich begann meinen Blick wegzudenken von einem schönen Fotomotiv, hin zur Schönheit der Schöpfung. Ich sah Gott soviel tiefer, reiner und atemberaubender in Seiner Schöpfung, nahm soviel mehr wahr, als wenn ich die (natürlich auch wirklich schönen) Momente immer direkt versuchte mit einer Kamera festzuhalten. Ich konnte genießen.

Ich hatte soviel Zeit für das wirkliche, reale Leben um mich herum. Und ich dachte, wie schön wäre es, wenn es einfach so bleiben könnte. Wenn ich das Handy einfach aus lassen könnte. Wenn ich mein Leben einfach mehr im Hier und Jetzt leben könnte, meine Zeit sinnvoller nutzen könnte. So entschied ich mich, das Handy auf jeden Fall noch einen Tag länger aus zu lassen. Und wer weiß, vielleicht schaffe ich es ja, das Handy nun doch immer mal wieder für ein oder zwei Tage auszuschalten.

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